Oktober 29, 2025

Interview zum DAM Architectural Book Award 2025: „Beste Architekturbücher des Jahres“

by Deborah Klein in Branchengespräch

Die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) haben zum 17. Mal den DAM Architectural Book Award vergeben. Deborah Klein im Gespräch mit Museumsdirektor Peter Cachola Schmal über einen hoch angesehenen Preis für die bestgestalteten Architekturbücher des Jahres.

Zuallererst stellen Sie sich bitte kurz mit ein paar Worten vor!

Mein Name ist Peter Cachola Schmal, ich bin Leiter des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main. Nach dem Studium der Architektur an der TH Darmstadt war ich als Architekt u.a. bei Behnisch + Partner in Stuttgart tätig und als wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Darmstadt und FH Frankfurt. 

Wenn Sie drei Worte wählen sollten, um Ihre Arbeit zu beschreiben?
 

Botschafter für Architektur.

Der leitende Direktor des Deutschen Architekturmuseums, Peter Cachola Schmal, Foto: Kirsten Bucher

Der leitende Direktor des Deutschen Architekturmuseums, Peter Cachola Schmal.

Bereits zum 17. Mal haben die Frankfurter Buch­messe und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) den inter­nationalen DAM Architectural Book Award ausgelobt. Wie kam es zu dieser Kooperation?

Die Idee zum Preis entstand während der Buchmesse 2007 mit dem Gastland Katalonien. Die Kuratoren der begleitenden Ausstellung waren der Verlag actar aus Barcelona. Sie wollten ihren Freunden zur Buchmesse ihre Ausstellung zeigen. So luden wir alle internationalen Architekturverlage, die sowieso nach Frankfurt kommen, abends ins Haus (DAM) ein zu Drinks und einer Führung. Dabei kam der Gedanke auf, dass zum nächsten Mal jeder eins seiner neuen Bücher mitbringen könnte. Zwei Jahre später wurde daraus der DAM Book Award, mit der Buchmesse als Partner, damit wir die ausgewählten Bücher auch dort präsentieren können. 

„Das breite Spektrum der Themen und das hohe Niveau der Einsendungen hat die Jury vor eine große Herausforderung gestellt.“

DAM Architectural Book Award Buchmessenstand auf der Frankfurter Buchmesse 2025

DAM Architectural Book Award Buchmessenstand auf der Frankfurter Buchmesse 2025.

Mit dem DAM Architectural Book Award 2025 ausgezeichnet wurde u.a. «Grüne Dächer» von Stephan Brenneisen und Jonas Frei von der ZHAW. Ein paar Worte zu dem Buch und der Auswahl der Finalisten?

Ein großartiges Buch, das als Besonderheit die Bewohner dieser spezifischen grünen Dächer vorstellt. Also alle Vögel und andere Tiere und Pflanzen, die sich dort angesiedelt haben und vom Fotografen tatsächlich auf genau diesen Dächern fotografiert wurden, wie uns der Herausgeber versicherte. Welch ein Aufwand und was für eine unglaubliche Geschichte. Eine Fachjury aus externen Experten sowie Vertretern des DAM hat in diesem Jahr aus 258 Einsendungen nach Kriterien wie Gestaltung, inhaltliche Konzeption, Material- und Verarbeitungsqualität, Grad an Innovation und Aktualität die zehn besten Architekturbücher des Jahres ausgewählt. Die Gewinner wurden in diesem Jahr im Rahmen der Preisverleihung am 15. Oktober 2025 im Deutschen Architekturmuseum gekürt.

Vier Jahre lang war das Deutsche Architekturmuseum geschlossen – jetzt ist es zurück an seinem Stammplatz am Frankfurter Museumsufer. Wie kam es dazu? 

Nun, die Baustelle wurde endlich fertig, dabei hätte es nur zwei Jahre dauern müssen. Warum dauern Baustellen heute so lange? Weil die Materialien knapp wurden, die Lieferketten bei Corona zusammenbrachen und einige Firmen pleite gingen. Außerdem bauten wir einen Prototyp in den erdgeschossigen Glasdächern ein, ein neues Material im Scheibenzwischenraum „Microshades“, dass die Sonneneinstrahlung minimiert, indem bestimmte Einfallswinkel reflektiert werden. Leider dauerte es wegen Produktionsproblemen des neuen Materials ein Jahr länger.

Wie läuft der Betrieb im neuen alten Haus des Deutschen Architekturmuseums bis dato? Wie sieht das Programm aus?

Es läuft gut an. Schrittweise haben wir eröffnet. Das 2.OG ist noch geschlossen, die Dauerausstellung wird neu aufgestellt zu Anfang des neuen Jahres. Gerade hat eine neue Ausstellung (ARCHITEKTURBAUKÄSTEN 1890 – 1990) im EG eröffnet zum Thema Architekturbaukästen, den Vorläufern von Lego. Das wird viele in den Weihnachtsferien freuen. Man kann nämlich auch in der Ausstellung mit diesen alten Systemen spielen. Wir haben sie nachgebaut.

„KI wird unser gesamtes Leben umwälzen.“

Nachhaltigkeit, Materialität, Baurecht, visionäres Bauen: Welche Trends lassen sich momentan in der Architektur ausmachen?

All das. Und die Frage nach bezahlbarem Wohnen wird in absehbarer Zeit eine explosive Stimmung erzeugen. Durch sehr viele Proteste sowohl gegen Innenverdichtungen in den Städten als auch gegen das Bauen auf dem Feld draußen (Nimby: „Not in my backyard“) haben wir den Bau neuer Wohnungen in hohem Maße selber verhindert. Nun wird das Wohnen zunehmend unbezahlbar, mit spürbaren Folgen. Auch die KI wird unser gesamtes Leben umwälzen und ebenso das Bauen und Entwerfen.

DAM Architectural Book Award 2025 Alle Preisträger Foto: Uwe Dettmar

DAM Architectural Book Award 2025: Alle Preisträger des Jahres auf einen Blick.

Zuletzt: Welches Buch haben Sie zuletzt persönlich gelesen und mögen Sie empfehlen?

Ein Buch aus der Liste des aktuellen DAM Book Awards, das für mich besonders spannend ist: Cooking Up Dinner Speeches – Ise Gropius in Japan aus dem gta Verlag, mit der Herausgeberin Almut Grunewald. Bei der Durchsicht großer Archive mit der gesamten Korrespondenz fielen der Herausgeberin immer wieder die Briefe von Ise Gropius an ihre Freunde auf, und mit viel Freude hat sie diese Briefe herausgesucht und ausgiebig gelesen – so entstand die Idee zu diesem Buch über einen dreimonatigen Aufenthalt 1954 im unbekannten Japan von der Ehefrau an der Seite des weltberühmten Architekten, dem Bauhaus-Direktor Walter Gropius.

Fortsetzung gefällig? Mehr zum Programm und Informationen des DAM auf der Website und Instagram.

Der leitende Direktor des Deutschen Architekturmuseums, Peter Cachola Schmal, Foto: Kirsten Bucher

Copyright: © DAM, FotografInnen v.o.n.u.: Kirsten Bucher, Deborah Klein und Uwe Dettmar. Titelbild von Moritz Bernoully.