Branchengespräch mit Frank Krings, PR Manager der Frankfurter Buchmesse – „Die Frankfurter Buchmesse ist ein Pionier der Digitalisierung der Publishing-Branche.“
Im aktuellen Gespräch der neuen Rubrik „Über den Tellerrand geschaut“ spricht Deborah Klein mit Frank Krings über Trends und Zukunftsvorstellungen der diesjährigen Frankfurter Buchmesse vom 11. bis 15. Oktober 2017. Das gedruckte Buch erhält seine Präsenz, trotz der zunehmenden Digitalisierung der Publishing-Branche.
Herr Krings, wenn Sie drei Worte wählen sollten, um sich in Ihrer Arbeit beschreiben zu können?
Kommunikation, Content, Kanäle.
Was wird das Gastland „Frankreich“ in diesem Jahr auf die Buchmesse bringen?
Über 180 Autoren auf der Messe und in der Stadt, 555 Neuerscheinungen, zahlreiche Events sowie eine Péniche (ein Hausboot) für die Literatur.
Was bedeutet Ihnen persönlich das Medium Buch? Wie ist ihr Leseverhalten – analog vs. digital?
Im Medienmix des Alltags ist das Buch abends im Bett das letzte von mir genutzte Medium – und ich will es nicht missen. Es ist allerdings ein E-Reader. Da kann die Nachttischlampe ausbleiben und ich mag dessen mattes Hintergrundlicht.
Wie schätzen Sie persönlich die Entwicklung des gedruckten Buches ein? Rückkehr oder Abgang?
Der Begriff Rückkehr passt nicht, weil das gedruckte Buch ja nie weg war. Es wird Verschiebungen geben: Das schnell gelesene Taschenbuch für populäre Genres kann und wird durch das E-Book im E-Reader ersetzt werden. Bei illustrierten Kinderbüchern, Comics, Foto-Bänden, Kunst & Design-Werken sehe ich das gedruckte Buch noch für lange Zeit vorne. Auch langfristig sehe ich da eine friedliche Koexistenz.
Die Frankfurter Buchmesse hat sich in den letzten Jahren gewandelt – in welcher Form ist der digitale Konsumtrend von Inhalten auf der Messe spürbar?
Die Frankfurter Buchmesse ist nicht nur ein Spiegel der Digitalisierung der Publishing-Branche, sondern auch dessen Pionier: Seit letztem Jahr haben wir mit THE ARTS+ ein Business Festival rund um neue Geschäftsmodelle mit digitalen Inhalten. Wir haben den ORBANISM SPACE als Treffpunkt der digitalen Netzwerke in unserer Branche, außerdem eine Self-Publishing Area, Hot Spots für digitale Dienstleister, einen Buchblogger-Award…also das Digitale ist bei uns nicht nur spürbar, sondern wird in Frankfurt einfach gelebt.
Welche Vorstellung haben Sie von der Buchmesse in 10 Jahren? Optisch wie inhaltlich.
10 Jahre sind in digitalen Zeiten eine sehr lange Zeit. Das iPhone wurde 2007 erstmals eingeführt! Optisch glaube ich, dass Augmented Reality alle Messen und natürlich auch die größte Messe für Inhalte umkrempeln wird. Es wird sich weniger um physische Größe, sondern um Immersion, um das Eintauchen in die Produkte und die Vernetzung mit ihnen drehen. Weil durch die Digitalisierung die Produktzyklen kürzer und der Innovationsdruck auch bei „alten Hasen“ immer groß sein werden, haben thematisch fokussierte Fachkonferenzen mit Networking-Möglichkeiten auch in 10 Jahren enorme Bedeutung. Für das breite Publikum aber auch für B2B-Zielgruppen wird die Messe als Literatur-Festival, als Show, als Promi-Magnet weiterhin eine große Rolle spielen. Unabhängig davon, ob der Promi aus Fleisch und Blut oder als Avatar dazugeschaltet ist.
Wie beobachten Sie den Selfpublishing-Bereich? Vor allem in Bezug auf die Selbstvermarktung der Autoren.
Ich beobachte eine zunehmende Professionalisierung. Die starke Vernetzung und die kommunikative Schlagkraft im Social Web sind Eigenschaften, die Selfpublishern in Zukunft noch mehr helfen werden. Auffindbarkeit und Community Management im Web werden für alle Autoren immer wichtiger und Selfpublisher sind darin wahre Pioniere. Neben der Self-Publishing Area bieten wir für diese Zielgruppe dieses Jahr auch den Deutschen Selfpublishing Award an. Damit honorieren wir auch deren zunehmende Professionalisierung.
Fortsetzung gefällig? Frank Krings ist beruflich auf Twitter unter @book_fair präsent, privat unter @frank_krings.