Februar 26, 2018

„Gutes Design erkenne ich daran, dass es zu mir spricht“

by Deborah Klein in Allgemein, Creative

Illustrationen sind mehr als nur hübsche Bildchen – sie erzählen Geschichten in Bildern, nicht in Worten. Ein Einblick in die kreative Welt der Hamburger Illustratorin und Designerin Helena Ravenne.

Schlagen wir das Lexikon auf, verrät uns das Wort „Illustration“ seine lateinische Herkunft: »Illlustrare« bedeutet »erhellen«. Und genau das können gute Illustrationen bewirken: Sie kommunizieren mit dem Betrachter und vermitteln Botschaften. Ähnlich wie bei einem Logo, das erste visuelle Element eines Unternehmens, kann eine Illustration eine emotionale Bindung zwischen Empfänger und Absender herstellen. Manchmal ein Leben lang. Mit Helena Ravenne sprach Deborah Klein über die Mission kreativer Arbeit und warum Bilder manchmal stärker sind als Worte.

Zuallererst stell dich bitte kurz mit ein paar Worten vor!

Ich bin Ravenne Maria Helena Langer und arbeite unter dem Namen Helena Ravenne als Illustratorin und Designerin in Hamburg. Meine Kunden sind kleine wie große, lokal wie global agierende Betriebe und Unternehmen aus Kultur, Fashion, Beauty und Retail. Meine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Illustration, Branding, Graphic Design, Corporate Design, Editorial Design.

Wenn du drei Worte wählen solltest, um deine Arbeit zu beschreiben?

Minimalistisch. Konzeptionell. Farbenfroh.

Wie kam es zu deinem Style deiner Illustrationen/ Designs? Wie würdest du ihn beschreiben?

In meiner Arbeit bin ich immer auch auf der Suche nach Einfachheit und Klarheit. Dazu verbinde ich in meinen Illustrationen und Designs Elemente sowohl aus dem Grafikdesign als auch aus der Illustration. Mein Stil ist eine Mischung aus illustrativer analoger Herangehensweise und graphischem digitalem Gestalten.

Was inspiriert dich?

So platt das erst einmal klingt: Meine Inspiration ist das Leben selbst. Und damit meine ich das tägliche Leben mit seinen Höhen und Tiefen und seiner oft bleiernen Alltäglichkeit ebenso wie die großen Fragen, die sich unweigerlich stellen, wenn man nur einmal einen Blick über den eigenen kleinen Tellerrand hinauswagt. All diese größeren und kleineren Fragestellungen sind es, die mich beschäftigen, die mich aufwühlen und mir Kopfzerbrechen bereiten, und die ich in meiner künstlerischen Tätigkeit zu bearbeiten und in eine Bildsprache zu übersetzen versuche. Sie stellen gewissermaßen meine Antworten dar.

Was treibt dich im Kreativprozess an? Hast du eine Mission?

Ähnlich wie mit der Inspiration ist es auch mit meinem Antrieb, dieser verändert sich mit der Welt um mich herum und natürlich auch mit jedem Projekt. Anfang 2017 war es mir ein großes Anliegen, Frauen mit meiner Arbeit zu „empowern“. Ich habe im Rahmen einer Ausstellung 25 starke und großartige Frauen illustriert. Frauen wie Frida Kahlo, Paula Sher bis hin zu persönlichen Vorbildern und ‚Mentorinnen’. Durch das Gestalten habe ich einen Weg gefunden, um meine Gedanken und Wünsche zu visualisieren und zu sortieren. Ich würde fast sagen, es sind Gedanken in Bildern. Ich fühle mich oft wie eine Art Dolmetscherin für Bildsprache. Auch in Projekten mit Kunden ist das so. Der Kunde hat eine Vorstellung, die er mir anvertraut, und ich versuche diese in etwas Sichtbares zu übersetzen. Gelingt mir das, bin ich jedes Mal beglückt über die Sprachgewalt von Bildern. Wie heißt es doch so treffend: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Welche Projekte treiben dich an bzw., welches Projekt war ganz besonders?

Natürlich ist es toll, mit großen Marken und Unternehmen zusammen zu arbeiten, aber auch kleine Projekte sind sehr bewegend für mich. Ein wertvolles Projekt war die Zusammenarbeit mit der Uniklinik Fürth, die im Rahmen einer Studie für Schlaganfallpatienten entstand. Hier durfte ich ein Ausmalbuch mitgestalten, dass den Patienten dann vorgelegt worden ist. Ich weiß aus persönlichen Erfahrungen im engsten Familienkreis, wie hilflos man sich als Angehöriger in solchen Situationen fühlt, wie weh es tut, nichts tun zu können. Genau deswegen sind es dann oft solche Projekte, in denen ich einen Unterschied machen kann. Das zu erkennen, bewegt mich sehr. Es geht bei meinen Illustrationen und Designs für mich schon lange nicht mehr nur um eine schöne Gestaltung, sondern um kreative Lösungen, die berühren und unsere Welt besser machen.

Wie gehst du an eine Illustration heran? Was sind die ersten Schritte?

Ich erarbeite mir das Projekt zuerst auf einer konzeptionellen Ebene. Der eigentliche handwerkliche Teil, an dessen Ende das fertige Design steht, fängt schon lange vorher im Kopf an. So habe ich gerade bei Illustrationen oft ein Bild in meinem Kopf und es kommt vor, dass ich mich manchmal erst Wochen später hinsetze, um es festzuhalten. Die finale Umsetzung findet meist digital mit Photoshop und Illustrator statt.

Wie bewertest du den aktuellen Markt an Designern und Illustratoren?

Gerade in Zeiten der Digitalisierung und einer komplexeren Kommunikationswelt bietet er wunderbar unterschiedliche Möglichkeiten, in der Kreativszene an neue Designjobs zu kommen und auch sichtbarer durch die Präsenz auf verschiedenen Plattformen zu werden. Der Austausch mit Kreativen und interessanten Leuten aus allen Bereichen ist durch die Netzwerke viel leichter geworden. Das sehe ich als einen großen Mehrwert.

Wie bewertest du die Zukunft deiner Arbeit?

Ich versuche mit einer gewissen, vielleicht sogar gewollt naiven Sorglosigkeit an die Dinge heranzugehen, da ich der festen Überzeugung bin, dass uns die Bewertung von Dingen oft bremst. Dabei hoffe ich natürlich auf rosige Zeiten, genauso ist mir aber auch bewusst, dass es unglaublich viele gute Illustratoren und Designer gibt. Der stärkste Muskel ist immer noch der Wille.

Welche Ziele verfolgst du?

Gerade bin ich dabei, mit Freunden eine Naturkosmetikmarke zu gründen. Ich bin dabei für alles rund um das Packaging, Design und Branding zuständig. Ich freue mich auf alle weiteren Projekte und möchte mich gerade noch nicht einschränken. Die Möglichkeiten, sich gestalterisch auszutoben, sind unglaublich vielfältig.

Was macht für dich ein gutes Design aus?

Generell kann man das vermutlich schwer sagen, eine allgemeine Formel gibt es wohl nicht. Wenn ich es versuchen müsste, dann würde ich sagen, dass gutes Design einen Gedanken übersetzt und mit einem kommuniziert, vielleicht sogar ein Problem löst. Gutes Design erkenne ich daran, dass es zu mir spricht. In manchen Designs erkenne ich mich, in anderen wiederum weniger. Das ist nichts Feststehendes, sondern ändert sich mit der Zeit.

Fortsetzung gefällig? Helena Ravenne ist auf Instagram und auf ihrer Homepage zu finden.

Bilder: Copyright by Helena Ravenne