Zuallererst stellen Sie sich bitte kurz mit ein paar Worten vor!
Als Expertin für Publikationen im Bereich zeitgenössische Kunst und Fotografie leite ich seit Dezember 2023 als Geschäftsführerin die Stiftung Buchkunst in Frankfurt am Main. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Betriebswirtschaft habe ich einige Jahre für hochwertige Kunstbücher und Ausstellungskataloge in Kunstbuchverlagen in Berlin gearbeitet.
Buch, Kunst, Freude.
Die »Schönsten Deutschen Bücher« stehen für 2024 fest. Wie funktioniert das Auswahlverfahren?
Der jährliche Wettbewerb »Die Schönsten Deutschen Bücher« zählt ganz klar zu den renommierten Preisen für Buchgestalter:innen, Typograf:innen und Grafikdesigner:innen in Deutschland. Wir rufen daher von Januar bis März Verlage und Gestalter:innen auf, uns ihre Einreichungen zu senden. Im Anschluss wählt eine zweistufige Expertenjury aus den Bereichen Herstellung, Gestaltung und Buchhandel aus rund 600 eingereichten Büchern die prämierten Titel aus.
„Holy Smoke“ (Hirmer Verlag) erhält den „Preis der Stiftung Buchkunst“. Gestaltet wurde es von Kaj Lehmann. Was macht für Sie persönlich ein „schönes“ Buch aus?
Ein schönes Buch ist ein Buch, das eine hochqualitative Herstellung hat, das passende Format und den Inhalt optimal transportiert. Es muss in sich rund sein. Das »Schönste Deutsche Buch« 2024 handelt von religiösen Rauchgefäßen und ist eingeschlagen in ein Kohlepapier und mit einer glühend orangefarbenen Banderole versehen. Entfernt man die Banderole und befreit den Band vom Durchschlagpapier, legt sich die Schwärze auf die Finger, und man selbst hinterlässt seine Spuren auf dem druckfrischen Werk. Dieses Buch wird dadurch zum Unikat, ein wahres Erlebnis beim Durchblättern.
Was hat es mit dem „Förderpreis für junge Buchgestaltung“ auf sich?
Der »Förderpreis für junge Buchgestaltung« will außergewöhnliche, mutige Ideen zu gedruckten Büchern oder hybriden Buchformen – und damit Entwicklungen im Medium Buchgestaltung – aufspüren und Buchimpulse für morgen sowie Qualitätskonzepte von heute sichtbar machen. Bei diesem Wettbewerb geht es nicht um die Realisierung, sondern um das Experimentelle, deshalb richtet er sich an Gestalter:innen, Typograf:innen, Hersteller:innen und Studierende mit kreativen Buchprojekten. Das Buch kann auch nur als Unikat, also in Auflage 1, erschienen sein. Dieses Jahr haben wir u.a. ein Buch eingereicht bekommen, das aus Autoteilen gefertigt war – die Seiten waren aus Fußmatten und das Cover mit einem Scheinwerfer versehen. Genau das ist es, was dieser Preis tun soll – verblüffen.
Am 12. November 2024 präsentieren Sie im Literaturhaus Leipzig gemeinsam mit dem Kollegen Nils Kahlefendt, Repräsentant der Stiftung in Leipzig und Macher des Podcasts »Leipzigs Neue Seiten«, den Jahrgang 2024 der »Schönsten Deutschen Bücher«. Was dürfen die Gäste an diesem Abend erwarten?
Die Veranstaltung ist der Leipziger Bibliophilen-Abend und für mich eine Premiere, dort teilnehmen zu dürfen. Gemeinsam mit meinem Kollegen Nils Kahlefendt werden wir die 25 bestgestalteten Bücher des Jahres vorstellen und natürlich auch den Schwerpunkt lokal setzen, also die Verlage und Druckereien in Leipzig vorstellen, die unter den Prämierten sind.
Wie stehen Frankfurt am Main und Leipzig für die Stiftung Buchkunst in Verbindung?
Frankfurt und Leipzig sind Deutschlands Buchstädte, auch traditionell wegen der Buchmessen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V., die Deutsche Nationalbibliothek und die Städte Frankfurt am Main und Leipzig sind Träger unserer Stiftung. Und auch unsere neue Kooperation seit Frühjahr 2024 mit Stiftung Buchkunst und der HALLE 14 – Zentrum für zeitgenössische Kunst auf der Leipziger Baumwollspinnerei zählt dazu: Die Ausstellung »14 presents 14« zeigt die 14 Prämierten des internationalen Wettbewerbs »Best Book Design from all over the World / Schönste Bücher aus aller Welt 2024«. Das neue Ausstellungsprojekt reiht sich damit ein in die internationalen Präsentationen in Frankfurt, Luzern (Schweiz), Vilnius (Litauen), Tokio (Japan) sowie Garðabær (Island) und zeigt die Publikationen nun auch in Form einer eigenen Ausstellung in Leipzig.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen und hat Sie sowohl in der Haptik als auch inhaltlich überzeugt?
Dazu zählt aktuell u.a. das Buch „Von Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann, erschienen bei C.H. Beck, München. Ich war neugierig auf das Buch von der Shortlist des Deutschen Buchpreises, da es in der Lüneburger Heide spielt, von der ich nur unweit entfernt aufgewachsen bin. Daher ist es ein Heimatroman im wahrsten Sinne des Wortes.
Fortsetzung gefällig? Mehr zum Programm und Informationen auf der Website und Instagram.
Copyright: © Stiftung Buchkunst, Foto: Julia Steinigeweg