Juli 28, 2016

Im Gespräch mit Selfpublishing-Anbieter tredition

by Deborah Klein in Allgemein, PR

„PR sollte immer ganzheitlich betrachtet werden, um keine öffentlichkeitswirksamen Gebiete zu vernachlässigen. Der professionelle Gesamtauftritt ist essentiell, wenn es um eine erfolgreiche Außenpositionierung geht.“

Das Interview erschien in der Rubrik „Branchenexperten“ unter tredition.com

tredition: Liebe Frau Klein, wie sind Sie zur PR-Arbeit gekommen und was macht für Sie den Reiz Ihrer Arbeit aus?

Deborah Klein: Meinen Einstieg in den PR-Bereich habe ich nach einer Ausbildung beim Radio begonnen. Ich kam also aus dem journalistischen Bereich, der tagtäglich mit PR-Themen versorgt wird. Nach einigen Jahren beim Radio wollte ich mich weiterentwickeln und entschied mich, in den PR-Bereich zu wechseln. Interessant fand ich dabei, dass PR weiterhin eine Schnittstelle zum Journalismus bot und mir dennoch neue Aufgabenbereiche eröffnete. Nach Stationen im PR-Agenturbereich bin ich in den Unternehmensbereich gewechselt, um näher an den Prozessen und der Unternehmenskultur zu sein. Ich baute den PR-Bereich von zwei Startups des Holtzbrinck Verlages auf. Im Jahr 2012 zog ich nach Hamburg und etablierte mich als Pressesprecherin bei der libri-Tochter Books on Demand. Während meiner Zeit als Pressesprecherin bemerkte ich den großen Bedarf an qualifizierter PR-Arbeit für Self-Publisher, der nicht ausreichend versorgt wurde. Dies war einer meiner Beweggründe, mich als freie PR-Beraterin selbstständig zu machen, mit dem Knowhow und Schwerpunkt auf Autoren, Verlagen und Agenturen.

tredition: Welche Unterstützung können Sie Autoren geben, welche Services bieten Sie für Autoren/innen an?

Deborah Klein: Ich stehe als Ansprechpartnerin in allen Belangen der Öffentlichkeitsarbeit für Autoren zur Verfügung. Dabei garantiere ich meinen Kunden immer einen Gesamtblick, weniger einen Tunnelblick auf einzelne Bereiche. PR sollte immer ganzheitlich betrachtet werden, um keine öffentlichkeitswirksamen Gebiete zu vernachlässigen. Der professionelle Gesamtauftritt ist essentiell, wenn es um eine erfolgreiche Außenpositionierung geht. Dennoch liegt der Fokus der Autoren ganz klar auf der klassischen Pressearbeit, sowohl für den Autor als Person als auch für das Buch als Thematik. Gemeinsam mit dem Autor entwickele ich einen Fahrplan, um mit einem interessanten, journalistischen Aufhänger die Medien zu überzeugen und die Zielgruppe zu erreichen. Dabei gibt es keinen Masterplan, der auf Abruf bereit steht. Jeder Autor bringt eigene Bedürfnisse mit, jedes Buch bringt individuelle Chancen und Risiken mit sich. Jeder Kunde wird demnach individuell betrachtet und betreut.

tredition: Ist Ihre Arbeit auf verschiedenen Genres beschränkt?

PR-Beraterin Deborah Klein unterstützt Autoren bei der Buch-PR und Autoren-PR.

PR-Beraterin Deborah Klein unterstützt Autoren bei der Buch-PR und Autoren-PR.

Deborah Klein: Nein, meine Leistung und Erfahrung ist absolut auf kein Genre begrenzt. Ob ein klassischer Roman, ein informatives Sachbuch oder ein Thriller mit Science-Fiction-Elementen, ich begegne jedem Buchwerk offen und neutral. Das ist wichtig, um auch auf dem aktuellen Stand zu bleiben und nicht in die Routine zu verfallen. Im PR-Bereich wäre dies fatal. Wichtig und entscheidend sind für mich die Qualität und die Motivation des Buches, die für mich verständlich und greifbar sein müssen. Nur dann kann ich eine authentische Repräsentanz des Buches und Autors sicherstellen.

tredition: Was sind aus Ihrer Erfahrung her Möglichkeiten, Chancen und Risiken von (Buch)-PR?

Deborah Klein: Buch-PR ist in meinen Augen ein Grundstein, um das Buch bekannt zu machen. Der Markt und das Angebot sind zu groß, um sich darauf zu verlassen, dass das Buch ein Glückstreffer der Eigendynamik wird. Dies ist zu selten der Fall, da mache ich meinen Kunden keine Illusionen. Wer sein Buch wirklich bekannt machen möchte, muss sich im Markt mutig und klar positionieren, seine Zielgruppe erkennen, ansprechen und überzeugen. Von wenig kommt wenig, daher sollte ein realistisches PR-Budget zum Termin einer Buchveröffentlichung sichergestellt werden bzw. sich das Knowhow angeeignet werden, wie erste PR-Schritte aussehen müssen. Allerdings empfehle ich hier immer die Beratung und Begleitung eines PR-Experten, entweder auf freier Basis oder durch Unterstützung der Presseabteilung des Verlages bzw. Self-Publishing-Dienstleisters.

„Ich empfehle jedem Autor, sich bereits vor der Buchveröffentlichung mit dem Thema PR auseinander zu setzen und entsprechende Kontakte aufzubauen.“

tredition: Gibt es Ihrer Meinung nach einen richtigen Zeitpunkt für die PR-Arbeit am Buch?

Deborah Klein: Meine Erfahrung hat gezeigt, je früher, desto besser. Regelmäßig kontaktieren mich Autoren mit dem Wunsch nach PR-Unterstützung nach Veröffentlichung ihres Buches. Dies ist grundsätzlich möglich, nur verliert man unnötige Zeit, vor allem in puncto Aktualität. Die Mühlen der Medien, allen voran der Printmedien, arbeiten nicht immer schnell, das heißt, Veröffentlichungen können ihre Zeit dauern, bis sie erscheinen. Daher empfehle ich jedem Autor, sich bereits vor der Buchveröffentlichung mit dem Thema PR auseinander zu setzen und entsprechende Kontakte aufzubauen. Ideal ist es, mit mehreren PR-Experten zu sprechen, um unterschiedliche Arbeitsweisen, Budgets und letztlich Persönlichkeiten kennenzulernen. Ganz nach dem Motto: Passt der Berater zu mir und meinem Buch? Fühle ich mich authentisch und passend vertreten? Das sind elementare Fragen, die oftmals eine Bauchentscheidung erfordern.

„Self-Publishing hat den Autoren eine große Autonomie verschafft und die freie Wahl, sein Buch in jeglicher Form und Gestaltung auf den Markt zu bringen.“

tredition: Was fasziniert Sie besonders an Self-Publishing?

Deborah Klein: Self-Publishing hat den Autoren eine große Autonomie verschafft und die freie Wahl, sein Buch in jeglicher Form und Gestaltung auf den Markt zu bringen. Der Selfpublishing-Markt hat den gesamten Buchmarkt dynamisiert, er ist noch schneller und aktueller geworden. Mussten früher Bücher mit tagesaktuellen Debatten mitunter lange auf ihre Veröffentlichung warten, da der Verlag keine andere Möglichkeit hatte, kann der Autor jetzt selbst agieren und das Buch quasi von heute auf morgen zum Leser bringen. Ich bewerte daher Self-Publishing als große Chance, als Bereicherung für den Literaturmarkt. Aber natürlich eröffnet Freiheit auch viel Selbstverantwortung, wodurch es starke Qualitätsunterschiede gibt. Hier sollte man sich als Self-Publisher von der Eigendynamik nicht überrollen lassen, sondern dem eigenen Buch dennoch genug Zeit geben, um sich zu entfalten und alle Qualitätsmerkmale wie ein Lektorat, ein hochwertiges Cover und auch PR sicherzustellen.

tredition: Sie haben jahrelange Erfahrung in der Self-Publishing-Szene. Was ist Ihre Einschätzung zum aktuellen Stand des Self-Publishing, es hat sich ja in den vergangen Jahren einiges getan, was die Akzeptanz von Self-Publishing-Veröffentlichungen angeht … ?

Deborah Klein: Grundsätzlich kann gesagt werden, dass sich die Szene enorm gestärkt und vernetzt hat. Sie ist in ihrem eigenen Verständnis und der eigenen Bedeutung klarer und professioneller geworden. Man hat gemerkt, dass man wirklich etwas verändern kann und die Buchbranche auf ein neues Level bringt. Dies hat neue Köpfe zusammengebracht, Verlagsmenschen und Journalisten treffen auf Self-Publisher und regen sich gegenseitig an. Hier trifft letztlich Erfahrung auf Innovation, was dem Buchmarkt gut tut, er entwickelt sich weiter. Dies ist auch im Bereich der Publizierungen von Medien zu merken. Die Redaktionen öffnen sich, sie merken, dass es sich lohnt, auch selbstverlegte Bücher zu bewerten. Die Resonanz und Akzeptanz wächst stetig, ist in meinen Augen aber noch nicht an dem Punkt angelangt, wo man von völliger Chancengleichheit sprechen kann, im Vergleich zu klassisch verlegten Büchern.

tredition: Was ist Ihre Einschätzung, wie wird sich dieser Markt mittelfristig entwickeln?

Deborah Klein arbeitet als freie PR-Beraterin in Hamburg. Buch-PR | Autoren-PR bietet sie als besonderen Schwerpunkt der PR-Beratung an.

Laut Deborah Klein können wir uns auf eine lebendige und wachsende Buchszene freuen, die von Self-Publishing nur profitieren kann.

Deborah Klein: Meine Prognose ist, dass der Markt sich weiter professionalisieren wird und die Autoren in ihrer Vermarktung immer besser werden. Sie verstehen schon jetzt die Kommunikation über soziale Medien sehr gut und stehen Verlagsautoren hier selten in etwas nach. Self-Publisher sind geborene Macher, daher werden aus diesem Bereich auch immer wieder neue Trends erwachsen. Das Angebot für Self-Publisher wird vergrößern, der Markt wird als Umsatzfeld verstanden und genutzt. Mit Vor- und Nachteilen, die vom Autor mehr Wachsamkeit erfordern werden.

„Verlage sind in ihren Strukturen starrer und unflexibler als der Self-Publishing-Bereich.“

tredition: Sie betreuen als PR-Beraterin eine Vielzahl von Verlagen aus der Buchbranche. Wo liegen Ihrer Erfahrung nach die wesentlichen Hürden und „Schwachpunkte“ für Verlage angesichts der aktuellen Marktherausforderungen?

Deborah Klein: Verlage sind in ihren Strukturen starrer und unflexibler als der Selfpublishing-Bereich. Wurde der Self-Publishing-Bereich vor einigen Jahren noch belächelt, muss sich nun jeder Verlagsmensch mit diesem Thema auseinandersetzen und Chancen wie Risiken wahrnehmen. Der beste Weg dabei ist, dass die Kommunikation zwischen Verlag und Self-Publishing-Dienstleistern und den Autoren wächst, man die Vorteile miteinander nutzt und starke Partnerschaften und Vernetzungen bildet. An einigen Fusionen und Projekten ist diese Zusammenarbeit bereits erfolgreich begonnen worden. Ich bin der festen Überzeugung, dass beide Seiten viel voneinander lernen können und die Angst vor Veränderung der Freude auf neue Potenziale weichen sollte, vor allem für die Verlage. Ich sehe Self-Publishing nicht als Bedrohung für die Verlagswelt, sondern als zeitgemäße Ergänzung.

tredition: Welche Stärken und Schwächen konnten Sie bei Self-Publishern beobachten?

Deborah Klein: Self-Publisher wissen von Beginn an, dass es an ihnen liegt, wie gut und bekannt ihr Buch werden wird. Daher sind Self-Publisher sehr selbstständige Persönlichkeiten, die sich der Herausforderung stellen. Anders als bei Verlagsautoren, denen im Vergleich dazu noch viel Arbeit abgenommen wird. Dennoch wächst auch hier der Eigenanteil stetig, da auch Verlage den PR-Bedarf aller Autoren nicht mehr abdecken können. Die Eigenvermarktung steht also für alle Autoren auf der To-do-Liste. Self-Publisher glauben sehr an ihr Buch und verlieren manchmal den Blick nach außen. Die Ermittlung der Zielgruppe fällt dann schwer oder die Positionierung nach außen. Um sich hier nicht zu verzetteln, sollte man sich professionelle Hilfe holen, um im Eifer des Gefechts nicht die wesentlichen Fragen aus den Augen zu verlieren.

tredition: Sie beraten Vertreter der Buchbranche im Bereich PR und Marketing. Welche Ratschläge würden Sie einem Self-Publisher für die Eigenvermarktung an die Hand geben?

Deborah Klein: Self-Publisher sollten ihr Buch erst veröffentlichen, wenn die Qualitätsfrage klar mit einem „Ja“ beantwortet werden kann. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sein Buch korrigieren und lektorieren zu lassen. Auch die Wirkung des Covers sollte nicht unterschätzt werden. Hier gibt es unzählige Merkmale, die ein gutes Cover ausmachen und letztlich zum Kauf anregen, egal wie gut der Inhalt sein mag. Man spart bei Verzicht letztlich an der falschen Stelle und zollt dem Buch nicht den Respekt, den es verdient. Es sollten Experten hinzugezogen werden, die ihre Arbeit gewissenhaft machen. Vier Augen sehen immer mehr als zwei.

Deborah Klein: Was lesen Sie selbst gern?

Deborah Klein: Bücher sind beruflich wie auch privat meine Leidenschaft. Ich lese immer, egal wie wild die Arbeit und Aufgaben im Leben spielen mögen. Aktuell lese ich die vollständige Thriller-Reihe des amerikanischen Autors Robert Crais. Seine Bücher spiegeln eine Sprache wieder, die das Lesen zu einem Sinnerlebnis machen.

tredition: Liebe Frau Klein, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch.