Oktober 18, 2017

THE ARTS+ auf der Frankfurter Buchmesse 2017: Das Buch in digitalen Zeiten

by Deborah Klein in Allgemein, PR

Die Frankfurter Buchmesse zeigt, was sie hat. Bücher, Menschen, Meinungen. Und: Wer auf der Buchmesse ist, braucht einen Plan.

Zumindest ist dies aufgrund der Masse an Vorträgen, Diskussionen und endlosen Standfluren anzuraten. Doch wie jeder Plan braucht auch der eigene Raum für Spontaneität, denn die weltweit größte Messe im Bereich Publishing entwickelt sich. Neue Rubriken entstehen, verbrauchte tauchen ab. Wer dann noch das Glück hat, sich auf der Buchmesse frei zu bewegen und nicht im Auftrag an einem Stand Präsenz zeigen zu müssen, kann sich sogar etwas treiben lassen. Ein mir besagter Plan, der aufging.

Die Messe am Donnerstag, 12.15 Uhr – In einem Vortrag im Areal des digitalen Kulturfestivals der Frankfurter Buchmesse The Arts+ wird ein Satz an eine Wand geleuchtet: „A Book is a Film“. Dieser Satz bringt mich zum Nachdenken. Liegen Film und Literatur so nah beieinander? Ich stimme zu, denn was passiert, wenn wir ein Buch lesen? Es beginnt ein Film im Kopf zu entstehen, der eben diesen besonderen Effekt entstehen lässt, wofür man Bücher lieben kann. Sie transportieren uns in eine Parallelwelt, die durch unsere Fantasie geschmückt wird. Wir entscheiden die Details und auch die Nähe oder Ferne zum wahren Leben. Klar ist, dass die Buchmesse letztlich ein romantisches, vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäßes Motiv trägt: Die Liebe zum Buch. Verlage präsentieren ihre neuesten oder treuesten Rennpferde am Stand, es wird diskutiert und ausgetauscht, trotz des Lärms und Tumults in allen Gassen.

Unkonventionell und fragend – „The Arts+

Doch neben dem verlässlichen Standardprogramm entdeckt man Neues. Besonders bemerkenswert und so ganz anders präsentiert sich „The Arts+“, welches als digitales Kulturfestival der Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr zum zweiten Mal vor Ort ist. In Halle 4.1, hinter den Kunstverlagen, eröffnet sich der mutige Blick in die Zukunft. Vorträge stellen Fragen nach der Zukunft des Buches und nach den digitalen Möglichkeiten, die auch vor dem Publishing-Bereich keinen Halt machen.

Das Buch verbindet sich mit der digitalen grenzenlosen Welt des Smartphones.

Bücher werden präsentiert, die auf der letzten Seite nicht ihr Ende ankündigen. Auf den ersten Blick sieht man diesen Büchern keine Neuheit an, Buchseiten, Einbände. Doch hält man sein Smartphone auf das Cover oder die Innenseiten, eröffnet sich eine Fortsetzung des Buches. Geschichten werden per Videobotschaft erzählt, Landkarten öffnen sich, Fragen werden gestellt. Es ist, als würden die Grenzen des Buches verschwimmen. Kein Anfang, kein Ende. Das Buch verbindet sich mit der digitalen grenzenlosen Welt des Smartphones und kann so zu jeder Zeit neu erzählt werden. Man ist beeindruckt. Aber es lässt einen auch fragend zurück. Wie viel Digitalisierung erwarten wir von einem Buch, welches wir in den Händen halten? Wie fühlt es sich an, wenn das Buch nur noch ein Teil des gesamten Puzzles ist? Auf der Messe findet man keine Zeit für Antworten.

Wo ist der Off-Button?

Auf dem Heimweg mit der Bahn gen Hamburg nutze ich die Zeit, um zu lesen. Ich habe Glück, wir sitzen zu zweit im Ruhe-Abteil. Zeilen um Zeilen überschlagen sich. Ruhe im Kopf kehrt ein. Meine Geschichte, die ich vor einigen Tagen zum Pausieren zwang, eröffnet sich erneut. Wieder kommt mir die Frage in den Sinn, wie es jetzt wäre, wenn dieses Buch seine digitalen Offerten vorführt, der Code hinter den Zeilen mich anlächelt? In diesem Moment spüre ich, dass das Lesen eines gedruckten Buches wie eine digitale Detox-Kur wirkt. 

Man ist endlich offline und die Seiten wollen nichts als gelesen werden.

Keine Freundschaftsanfragen, keine Pop-up-Fenster, kein Swipe up. Würden Bücher von morgen stets eine Einleitung in die digitale Welt bedeuten, wäre ihre Wirkung beschädigt, vielleicht sogar zerstört. Mir wird klar, dass die Digitalisierung auch in Büchern Einkehr halten wird. Nicht sofort, aber Jahr um Jahr ein wenig mehr. Und mir wird auch klar, dass die einzige Möglichkeit, die mir als Leser bleibt, ist, den Offline-Status konsequent auch auf den Buchseiten einzuhalten. Dem Film im Buch zuliebe.

Mehr zur Buchmesse unter www.buchmesse.de/en und bei Instagram unter dem Hashtag #fbm17.