Interview mit Kevin Elezaj, erfolgreicher Blogger und Influencer – Mit Deborah Klein sprach er über das Influencer-Sein und die Arbeit dahinter.
Im Jahr 2017 wurden auf Instagram rund 700 Millionen Nutzer weltweit gezählt, 80 Millionen Bilder täglich hochgeladen. Die Zahlen belegen, dass das Zeitgeistphänomen „IG“ Potential bietet. Potential für Menschen wie Kevin Elezaj. Kevin ist erfolgreicher Influencer und Blogger und lebt in Berlin. Doch was viele vermeintlich als Hobby belächeln, ist für ihn ein Grund gewesen, seinen Vollzeitjob aufzugeben, um sich ganz seiner Tätigkeit in den sozialen Medien zu widmen. Zum Verständnis: Influencer sind Personen, die in sozialen Netzwerken wie Instagram eine hohe Zahl an Followern haben, die ihnen folgen und ihre Beiträge verfolgen, liken und sich inspirieren lassen. Unternehmen zahlen für eine Erwähnung oder Einbindung in einem Influencer-Kanal mitunter hohe Gagen. Klingt nach einem Traumjob? Ist es auch. Vorausgesetzt, man beachtet die Spielregeln und erkennt die Arbeit dahinter an.
Deine Arbeit als Influencer in drei Worten?
Kreativ, erfüllend, lebensnotwendig.
Wie kam es dazu, dass du dich als Influencer positioniert hast?
Ich habe mit meinem besten Kumpel drei bis vier Jahre lang Content produziert und aktiv gepostet, ohne damit irgendwas zu verdienen. Entscheidend dabei war, dass ich damit nie aufgehört habe und dann vor eineinhalb Jahren nach Berlin gezogen bin. Diese Jahre zuor haben meine Basis, den Grunstein, für mein jetziges Leben gelegt.
Wie genau sieht ein Tag bei dir als Influencer aus?
Im Alltag: Um 8 Uhr spätestens aufstehen, um 9:30 Uhr zum Sport, danach an den Mac oder etwas shooten, kochen, später entweder zu Hause bleiben und den Netflix-Button drücken oder Freunde treffen. Wenn ich auf Reisen bin, gestaltet sich der Tag natürlich immer anders. Wenn ich durch einen Auftrag reise, heißt das: einige Shootings, Events, gemeinsames Dinner etc..
Wie viel Planung und Spontanität ist in deiner Interaktion gegeben?
Tatsächlich habe ich meine Statistiken und Interaktionen nur passiv im Blick. Ich verfolge auch keine Taktiken wie zum Beispiel andere Influencer, die andere Bilder kommentieren, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Hauptsache für mich ist, dass der Content gut ist, zu mir und in die Feed passt. Geplant werden natürlich die bezahlten Posts von Kunden, wenn ein gewisses Datum zum Posten abgesprochen wird. Der Rest passiert ganz spontan.
Welche Themen behandelst du aktuell und gibt es Entwicklungen bzw. Bereiche, die du ausweiten möchtest?
Begonnen habe ich nur mit dem Thema Mode. Aktuell bin ich eigentlich ziemlich froh darüber, dass ich die Themen Mode, Reisen, Gesundheit und Lifestyle gut verbinden und zeigen kann. Im Grunde reicht mir das an Themen. Für mich ist es wichtig, dass ich soviel wie möglich reisen kann.
Viele belächeln das Influencer-Dasein als Hobby. Was denkst du über den Begriff „freeloader“?
Als Außenstehender ist es immer schwierig zu beurteilen, was das Influencer-Sein bedeutet. Viele wissen nicht, dass wie in meinem Fall viele Jahre Vorarbeit nötig waren, um mein jetziges Leben so führen zu können, wie ich es tue. Viele denken, wir müssen doch nur ein Bild posten und bekommen dafür viel Geld. Es steckt aber mehr Planung dahinter als man vermutet.
Wann hast du für dich entschieden, diese Tätigkeit hauptberuflich zu machen? Gab es einen Schlüsselmoment?
Im August 2016 bin ich nach Berlin gekommen. Hauptberuflich war ich ganz normal angestellt, den Blog konnte ich mittlerweile nebenbei betreiben. Über den Zeitraum eines halben Jahres habe ich dann deutlich gespürt, was mir mehr Spaß macht: Meine Arbeit mit dem Blog und Instagram. Im März 2017 habe ich dann gemerkt, dass ich für zwei Postings teilweise das Gleiche verdient habe wie mit einem Monat harter Arbeit als Angestellter. Klar war das zu dem Zeitpunkt ein Risiko, umzusteigen. Bis jetzt ist es aber absolut die richtige Entscheidung.
Was gehört dazu, ein erfolgreicher Influencer zu sein? Welche Eigenschaften sind essentiell?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Ich verfolge beziehungsweise kenne viele andere Influencer, die keinen großen Wert auf hohe Bildqualität und kreative Umsetzung des Contents legen. Bei denen läuft es aber trotzdem. Für mich ist es allerdings ganz ganz wichtig, guten Content zu posten. Darin will ich auch immer besser werden. Grundsätzlich gilt aber: Solange man etwas hat, das bei Leuten ankommt und man dies clever nutzt, hat man hier schon gewonnen.
Wie siehst du die zukünftigen Entwicklungen für Influencer und die sozialen Medien? Bleibt Instagram ein Dauerbrenner?
Ich denke, die nächsten drei bis fünf Jahre werden noch stärker, was Instagram und auch damit verbundene Marken betrifft. Viele fangen jetzt erst an, sich damit zu beschäftigen. Ich glaube aber, dass es „neue“ Influencer jetzt immer schwieriger haben werden. Deswegen bin ich sehr froh, mich im deutschsprachigen Raum schon etabliert zu haben.
Wie viel Privatsphäre „musst“ du offen legen, um deine Follower zu unterhalten?
Das liegt sehr frei bei mir. Ich zeige zum Beispiel kaum etwas von meiner Familie, das kann man sehr gut ausgrenzen. Den Rest, also alles, was ich gerne mache und wofür ich eine Vorliebe habe, zeige ich auch ohne schlechtes Gewissen.
Wie sehen deine langfristigen Ziele aus?
Ich bin sehr happy in Berlin, will aber auf jeden Fall in ein paar Jahren wieder an einem anderen Ort leben. Ich denke, Los Angeles wird anvisiert. Und sonst: Solange das mit dem Bloggen funktioniert, will ich es zu 100 Prozent nutzen und genießen.
Fortsetzung gefällig? Kevin Elezaj ist auf Instagram unter @kevinelezaj zu finden und in seinem Blog.