Ein Gastartikel von Deborah Klein für startupvalley.news – Der Schritt in die öffentliche Wahrnehmung ist für Startups ein wichtiger Moment
Fehler oder Schwächen, die dann noch bestehen, können unter den Augen der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, mit seiner PR-Arbeit für das eigene Startup zu starten? So früh wie möglich, um endlich bekannt zu werden oder besser zögerlich, damit alles optimal stimmt und funktioniert? Deborah Klein, freie PR-Beraterin aus Hamburg, berät viele Gründer bei der Frage, wann der Startschuss fallen sollte und welche Gefahren mit dem falschen Zeitpunkt einhergehen.
Während man als Gründer mit seiner Erfindung, seiner innovativen Idee noch im stillen Kämmerchen hockt, kann gefühlt nichts passieren. Entdeckte Bugs und Programmierfehler können ohne Folgen korrigiert werden, die Kritiker schlafen noch. Doch wenn der Zeitpunkt naht, wo das Startup durchstarten und seine Kunden erreichen möchte, ist das Thema PR ein wichtiges Grundgerüst in der Bekanntmachung. Denn fest steht: Ein Startup ist so lebendig, wie seine PR lebendig ist. Wer PR nur halbherzig angeht oder sie aufschiebt in der Hoffnung, dass seine Startup-Idee ein Selbstläufer wird, wird schnell mit der Realität konfrontiert. Selten hat die Welt auf die eigene Gründung gewartet, nur mit entsprechender Starthilfe und wehenden Fahnen können auch Interessenten ihren Bedarf am Startup entdecken. PR gilt daher als essentielle Investition in ein Startup, diezu Beginn noch auf wackeligen Beinen steht.
Früh bewährt sich: PR bereits in die Geschäftsidee einkalkulieren
Viele Gründer beschäftigen sich erst mit der Frage um PR, wenn es quasi schon kurz bevor steht. Das Produkt ist ausgereift und die Zielgruppe bestimmt, nun fehlt nur noch die Pressearbeit. Doch hier besteht die Gefahr, den Einsatz von Öffentlichkeitsarbeit unterschätzt zu haben. Wichtig ist es daher, sich bereits während der Entwicklungsphase mit dem Thema und entsprechend geeigneten PR-Experten zu besprechen. Vor allem sollte klar sein, ob eine feste Person oder eine freie Mitarbeit ins Team geholt werden soll. Beide Optionen bieten Vor- und Nachteile, aus budgetären Gründen ist eine freie Unterstützung im häufigen Falle die bessere Variante. Doch frei ist nicht gleich kompetent und passend, daher sollten hier einige Wagen Probegefahren werden. Entscheidend ist: Passt die Expertise, stimmt das Bauchgefühl? Immerhin stellt der beauftragte PR-Berater das erste Aushängeschild nach außen dar. Daher sollte man hier kritisch und wählerisch vorgehen, bis es passt und der Vorschuss an Vertrauen gegeben werden kann.
Ready to rumble? Den richtigen Zeitpunkt ermitteln
In der PR-Arbeit für Startups gilt, dass es tatsächlich den richtigen Zeitpunkt gibt. Im Umkehrschluss heißt dies, dass es auch einen verfrühten und verspäteten Zeitpunkt gibt, der möglichst vermieden werden sollte. Wer mit seiner Gründung nur allzu schnell auf die Beine geraten möchte und es der ganzen Welt präsentieren möchte, verwirrt sich schnell im Irrgarten der Selbstwahrnehmung. Gemeinsam mit seinem PR-Experten sollte man bereits vor PR-Start mögliche Krisenpunkte und Schwachstellen des Startups besprechen und entsprechende Gegenmaßnahmen vorbereiten, die je nach Bedarf zur direkten Verfügung stehen. Dabei geht es weniger darum, einen kompakten Krisenfahrplan im Falle des Falles zu kreieren, sondern die Fähigkeit anzutrainieren, sich selbst und seine Handlung selbstkritisch zu begutachten und eine sachliche Sicht- und Verhaltensweise anzueignen. Je genauer junge Unternehmen durch diesen Erfahrungsbereich durchgeschritten sind, desto kalkulierter ist die spätere Reaktion beim tatsächlichen Eintreffen.
Offenheit und Transparenz punkten nachhaltig
Der Part der Vorbereitung zahlt sich aus, da das Startup mit seinen Gründern transparent und gewissenhaft wahrgenommen werden kann. Je sicherer man in Gespräche mit den Medien treten kann, desto besser die Außenwahrnehmung. Dennoch sollte die freudige Mitteilung des Gründungsstarts an vorderer Stelle stehen. Doch auch hier ist es von Vorteil, wenn sich die zuständige PR-Person gemeinsam mit dem Gründerteam überlegt, wie das Startup exakt wahrgenommen werden möchte. Welche Lücke möchte das Startup am Markt schließen und wie soll die Botschaft der Öffentlichkeit vermitteln werden? Hier sollte die Vorarbeit für Redakteure bereits ausgereift sein, damit differenzierte Fremdwahrnehmungen und Missverständnisse vermieden werden können. Je mehr Arbeit das Startup dem Redakteur abnimmt, desto höher sind die Chancen, dass die eigene Botschaft ihren Platz findet.
All the way up – PR ist eine Fahrt ohne Ende
Wer als Gründer allerdings denkt, dass PR zum Start die einzige Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit darstellt, wird schnell eines Besseren gelehrt. Fakt ist, dass der richtige Zeitpunkt durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Doch ist die PR-Offensive gestartet, gilt das Startup als wahrgenommen und auf dem Fokus der Medien. Oftmals verfolgen Redaktionen das Startup auch nach der ersten Berichterstattung fortlaufend, um zu beobachten, wie die weitere Entwicklung ist. Daher sollte sich jeder Gründer bewusst werden, dass jeder geknüpfte bzw. verpatzte Kontakt den Weg der Zukunft ebnet. Wichtig ist es daher, die Redaktions- und Meinungsgeberkontakte stets fortzuführen und wertschätzend im Austausch zu halten. Nur so kann es gelingen, dass man ein gesundes Grundrauschen an PR erreicht, das Startups in mittelfristiger Perspektive zu einem erfolgreich wahrgenommenen Unternehmen machen.
Autorin: Deborah Klein
Erschienen beim StartupValley Magazin, Europas großes Magazin für Start-ups, Gründer und Entrepreneure